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Schwanger und Yoga (2)

In dieser Reihe möchte ich meine eigenen Erfahrungen mit Yoga in der Schwangerschaft teilen - einerseits als Praktizierende, als Yogini und gleichzeitig aus der Sicht der Lehrerin. Wie kann ich mir und meiner Praxis den Raum und das Erfüllen der jetzt vorhandenen Bedürfnisse schenken? Wie kann ich als Lehrerin schwangeren Schülerinnen die Sicherheit und die Freiheit der Fortführung einer eigenen Praxis anbieten?

Obwohl eine Schwangerschaft doch vermeintlich viele Wochen und Monate dauert, verfliegt anders die Zeit. Der Körper, die Seele und der Geist verändern sich stetig - gelenkt von einer unsichtbaren, inneren Kraft. Ganz automatisch beginnen die Gedanken irgendwann um die Babyklamotten zu kreisen. Was fehlt noch, was war besonders praktisch? Wann ist es sinnvoll, die Besorgungen für die erste Zeit nach der Geburt zu machen? Aus der Erfahrung des ersten Wochenbetts ging es diesmal gar nicht so sehr um das WAS sondern eher um das WANN. Einige Dinge habe ich früher erledigt als bei der ersten Schwangerschaft. Viel habe ich mit meiner großen Tochter zusammen gemacht und sie in die Vorbereitungen einbezogen - immer auch ein bisschen unsicher, wie sie wohl auf ihre kleine Schwester reagieren würde.

Wir wussten früh, dass es eine Schwester würde, da uns ein Feindiagnostik-Termin ans Herz gelegt wurde, um sicherzusein, dass wirklich alles in Ordnung ist. Die Zeit zwischen der dringenden Empfehlung und dem Termin - es waren wenige Tage - waren voller Ungewissheit und erster, tiefer Angst um dieses ungeborene Wesen. Ich habe das erste Mal mütterliche Sorge um das knapp 12 Wochen alte Wesen in meinem Bauch gespürt, was zutiefst berührend war und die Angst gleichzeitig vergrößert hat. Anders als in der ersten Schwangerschaft, in der Angst und Sorge um das Baby für mich kein Thema waren, musste ich mich öfter und immer wieder mit diesen Gefühlen und Gedanken beschäftigen. Zu der allgemeinen Einstellung, dass mir schwanger sein keinen Spaß macht, kam nun immer wieder ein sanftes aber hartnäckiges Unbehagen hinzu - erst über das Wohl des Babys (der Termin ergab, dass sie einfach sehr kamerascheu war und ihre Hand vors Gesicht gehalten hat) später dann über die bevorstehende Geburt. Das allgemeine körperliche nicht angenehm finden der Schwangerschaft konnte ich mit kraftvoller Asana-Praxis bis weit ins 3. Trimester (natürlich irgendwann stark modifiziert) gut bearbeiten. Ich bin bis zum Schluss Fahrrad gefahren - spazieren gehen war mir eher unangenehm, weil sich die Bänder ums Becken sehr früh stark gelockert haben. Den Sorgen und Ängsten konnte ich mit Gesprächen, Meditationen und ätherischen Ölmischungen sanft begegnen. Ich habe versucht, die Empfindungen willkommen zu heißen, sie anzuschauen und habe mich immer wieder gefragt, was der wahre Grund für ihr Auftreten ist. Fast zwangsläufig durfte ich mich nochmal bzw. immer wieder mit meiner ersten Geburtserfahrung beschäftigen und den daraus resultierenden Gefühlen begegnen. Mir wurde klar; nur weil ich eine Version der Schwangerschafts- und Geburtserfahrung gemacht habe, weiß ich nicht, was auf mich zukommt. Nicht als Schwangere, nicht als Gebärende und auch nicht als Mutter. Es werden andere Aspekte wichtig, wohingegen wieder andere gar nicht wieder auftreten. Trotzdem hat mir das grundlegende Wissen geholfen, ein tiefes Vertrauen zu mir und zur Natur aufzubauen. Nicht mehr so naiv wie beim ersten Mal, irgendwie weiser und geerdeter. Eine viel bewusstere Auseinandersetzung mit verschiedenen Meditationen und philosophischen Aspekten des Yoga unterstützen mich hier kraftvoll.

Trotzdem bleibt es meine persönliche Herausforderung, in jedem Moment wirklich da zu sein - nicht schon mit der nächsten und übernächsten Sache beschäftigt zu sein. Meine Tochter merkt sofort, wenn ich beim Stillen nicht ganz bei ihr bin, wird hektisch und beginnt lautstark zu schimpfen... was für eine gute Erinnerung.

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