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#yogaeverydamnday


- oder: Schon wieder nicht auf die Matte geschafft...

Immer wieder lese oder höre ich von sogenannten "Yoga-Challenges", in denen man entweder jeden Tag Yoga praktizieren soll: #yogaeverydamnday oder bestimmte Asanas gezielt übt, bis man sie beherrscht, oder oder oder. Wichtig ist dabei meist, dass über eine bestimmte Zeitspanne jeden Tag etwas bestimmtes sehr diszipliniert geübt wird. Das ist ein toller Anreiz, den eigenen Schweinehund zu überwinden, vor allem wenn man sich mit anderen verbündet. Zusammen sind wir meist stärker und in diesem Fall wahrscheinlich auch disziplinierter. Ganz oft brauchen wir sogar bei den Dingen, von denen wir wissen, dass sie uns gut tun, eine Kontrollinstanz, die uns stark und konsequent sein lässt. Ich glaube, dass so eine "challenge" für manche Menschen in bestimmten Situationen eine gute und wirksame Motivation ist, die sie weiter bringt, glücklich macht und oft sogar erhebend wirkt - aber nur wenn man erfolgreich ist (was auch immer damit gemeint sein kann). Gleichzeitig kann eine solche "challenge" zu Frustration, Unmut und manchmal sogar zu einer Verletzung führen, wenn sie aus widrigen Umständen nicht bewältigt werden kann oder der Ehrgeiz mit einem durchgegangen ist. In Wahrheit stecken wir doch alle in unseren Welten und haben jeden Tag eine Menge zu bewerkstelligen und unter einen Hut zu bekommen. Sich zusätzlich noch Regeln zu unterwerfen, bei Dingen, die einem Spaß machen, einen aufbauen sollen und einem Kraft schenken, fühlt sich nicht immer richtig an. Wie also umgehen, mit diesem äußeren Druck, der sich ganz leicht mit dem inneren Verlangen nach Beständigkeit und Erfolg vermischt?

Für all diejenigen, die sich, so wie ich, schlecht fühlen, wenn sie entweder gar nicht erst an challenges teilnehmen oder sie nach kurzer Zeit wieder abbrechen (müssen), schlage ich vor, dass wir weniger streng mit uns sind und wir z.B. das Motto #yogaeverydamnday als eine Inspiration betrachten. Was können wir trotzdem aus dieser challenge mitnehmen? Nicht jeden Tag haben wir die Zeit und die Kraft auf die Matte zu steigen. Aber sind wir gleich ein schlechter Yogi, wenn wir es nicht immer schaffen?

Yoga ist eine Achtsamkeitspraxis und kein sportlicher Wettbewerb. Achtsamkeit im normalen Alltag zu suchen und zu üben ist daher bereits eine Form der Herausforderung. Yoga besteht nur zu einem geringen Teil aus Asana-Praxis - wenn wir also krank sind, nicht viel extra Zeit haben, müssen wir uns nicht als Versager fühlen und uns schlecht machen. Wir können uns beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen einmal all den Eindrücken, die uns umgeben, bewusst hingeben. Was höre ich in diesem Moment wirklich? Welche Gerüche steigen mir in dieser Straße in die Nase, welche in der nächsten? usw. Jeder bewusste Atemzug, den wir tun, bringt uns ein kleines bißchen näher zu uns selbst und zurück in den Moment - und das ist es doch, was uns wieder etwas beschwingter durch den Tag gehen lässt. Das schlechte Gewissen, heute schon wieder keine ganze Klasse gemacht zu haben oder die Morgenmediation verschlafen zu haben, unterstützt uns in der Gestaltung unseres Alltags und unseres Lebens überhaupt nicht. Die Aufgabe, die das Motto #yogaeverydamnday uns stellt, sollte daher eher darin bestehen, jeden Tag aufs Neue in Kontakt mit uns selbst zu treten und dann die richtige Entscheidung für uns und unsere Yogapraxis zu treffen. Und manchmal ist das eben die Vinyasa-Power-Klasse, manchmal vielleicht 2 restorative Lieblingsstellungen und manchmal eine heiße Badewanne.... Yoga eröffnet uns zum Glück die Freiheit und die Kreativität, auf unterschiedliche Arten zu praktizieren - dieses Angebot bekommen wir nicht oft - lasst es uns nach Herzenslust ausleben und gestalten. Und so kann Yoga jeden Tag für jeden etwas anderes sein - hoffentlich immer etwas Wohltuendes, Nährendes, Kraftschenkendes.

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