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Detox

"Detox" ist eins dieser Modewörter, die plötzlich, wie aus dem Nichts, auftauchen und sich unbemerkt in den Alltag schleichen und uns bestenfalls immer wieder ein schlechtes Gewissen über unseren Lebensstil oder unser Verhalten machen. Auf einmal wirkt jedes grüne Gemüse entgiftend, gerade im Frühjahr oder gerne auch nach größeren Festlichkeiten wie der Weihnachtszeit lesen wir überall von "Yoga-Detox-Workshops", in denen die Organe meist durch viele Drehungen und Twists ausgewrungen und entgiftet werden. Dann gibt es eine neue Teemischung oder ein ultimatives vegan gesundes Mittagessen, das all unsere Probleme löst... Zugegeben: Die ersten Sonnenstrahlen, kleinen Blattknospen und Blüten an den Bäumen und im Gras laden dazu ein, die müden Lebensgeister wieder aufzuwecken - aber vielleicht muss es ja nicht gleich ganz so dogmatisch sein - denn es ist auch mal großartig ein Stück Käsekuchen bei sehr leckerem Kaffee an einem faulen Sonntagnachmittag zu genießen anstatt direkt die große Fahrradtour ins Grüne anzutreten.

So wie wir im Frühjahrsputz der Wohnung ein wenig Schubladen, Regalfächer und Schränke ausmisten, vielleicht Fenster und Gardinen mal wieder waschen und überall frische Luft hinschicken, können wir auch mit Körper und Geist verfahren: Alles vielleicht mal auf den Kopf stellen, etwas entrümpeln (wobei Drehungen und Twists tatsächlich gut tun können), frische Luft in die Lungen pumpen, nochmal neu auf unsere Bedürfnisse hören und unseren inneren Körper von den Begrenzungen des äußeren Körpers befreien. Wir können zum Beispiel alte Verhaltensmuster oder Ängste, die uns eingeengt oder in manchen Momenten behindert haben, versuchen aufzulösen und im wahrsten Sinne des Wortes über uns hinauswachsen, Grenzen ein wenig verschieben. Jede noch so kleine Grenzerfahrung gibt uns zudem die Möglichkeit, uns selbst besser kennenzulernen und vielleicht etwas Neues an und in uns zu entdecken. Wir lernen, unsere Verbindung zu uns selbst tiefer und stabiler werden zu lassen, um erfrischt, erneuert ins Außen treten zu können.

Daher ist der Frühlingsanfang für mich nicht nur ein Moment des Aufräumens, Auffrischens und der Zelebrierung der Lebensfreude schlechthin, sondern auch der Moment, in dem ich mir Neues zutrauen kann, auf eine innere Kraft vertrauen kann, die mich weiter in die Welt schickt und die Verbindung zu meinem inneren Selbst stärkt und vertieft. Deswegen möchte ich dazu einladen, die Kraft der Natur, Neues zu schaffen und Altes wiederzubeleben als lebensbejahende Urkraft mit in die Yogapraxis, vielleicht eine Mediation zu nehmen. Manchmal reicht auch bereits der Anblick der wunderbaren Blütenpracht und die Wärme der ersten Sonnenstrahlen, um sich mit dieser Urkraft zu verbinden.

Ich wünsche euch inspirierende, erste Frühlingsstunden!

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